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Legende vom Basilisken

Legenden über den Basilisken gibt es viele. Die unterschiedlichsten Protagonisten teilen sich die Rolle des Helden. Mal ist es ein Schneider, so wie in unserer Legende, ein andermal Jan Ślązak, angeklagt des Mordes an einem Kameraden und dennoch unschuldig, dann wieder ein tapferes Mädchen namens Magda. Es bleibt sich gleich, wer das Ungetüm besiegt, der Tod kommt immer auf die gleiche Weise, und zwar ist das so…

Piwnice staromiejskie, fot. Tomasz Nowak
Vor langer, langer Zeit lebte in den Kellern eines Hauses in der Straße Krzywe Koło ein fürchterliches Ungetüm, Basilisk genannt. Es war ein riesiges Tier mit Flügeln, so wie bei einer Fledermaus, und mit einem Schwanz, so wie ein Krokodil. Der Körper war mit Schuppen geschützt und die Pfoten besaßen scharfe Krallen. Am schlimmsten aber war sein Blick. Jeder, den der Basilisk anblickte, erstarrte nämlich zu Stein. Der Basilisk war aber auch für die Einwohner Warschaus sehr gefährlich. Am Tag schlief er, aber des Nachts zerstörte er alles, was ihm in den Weg kam. Er entfachte Feuer, zerstörte Mauern, tötete und fraß das Vieh.
Von Zeit zu Zeit aber gab es immer wieder einmal einen Tapferen, einen Wagemutigen, der, bewaffnet mit Schwert und Schild, versuchte, das Ungetüm zu erschlagen. Versuchte, denn stets endete dies tragisch.
Bazyliszek, fot. Filip Kwiatkowski
Und so wurde dann ein weiterer Draufgänger wieder zu einer Steinsäule.  Eines Tages kam ein Schneidergesell in die Stadt gewandert. Er war klein von Wuchs, trug keine Waffen, vom Kampf wusste er nichts, dafür aber hatte er ein großes Herz und einen starken Willen. Als dieser hörte, was sich in Warschau ereignet, beschloss er, zu helfen. Die Leute aber wunderten sich sehr, dass ein einfacher Junge sich mit so einem riesigen Ungeheuer messen will. Denn größere und im Kampf erfahrene Ritter waren ja schon gescheitert. Und nun dieser Junge hier? Was kann er schon? Aber der Schneider hatte einen Plan ausgeheckt. Er nahm den größten Spiegel, den er finden konnte, und zog los gegen den Basilisken. In dem Keller war es dunkel. Es herrschte Tohuwabohu. Unser Schneider musste sehr aufpassen, keinen Lärm zu machen und das Ungetüm zu früh aufzuwecken.
Stare Miasto, fot. Piotr Wierzbowski
Als er durch die Gänge schritt, sah er, dass das Ungetüm dort große Reichtümer zusammenträgt und verstand, wie viele Versuche es gegeben haben musste, die Bestie zu besiegen. Diese Aussicht erfüllte ihn mit Furcht, dennoch schritt er voran. Als er an der Schwelle zu der Kammer stand, in welcher der Basilisk schlief, zog er den Spiegel vor sich und trat dann gegen eine dort stehende metallene Milchkanne. Der Basilisk, aufgeschreckt durch den Lärm, sprang auf seine Beine, hob den Kopf und… wurde zu Stein, denn er hatte im Spiegel nicht nur sich selbst gesehen, sondern auch seinen eigenen Blick.
Vor Aufregung ließ unser Schneider den Spiegel zu Boden fallen und dieser zerbarst in tausend Stücke, von denen ein jedes das Licht, das durch eine kleine Öffnung in der Decke in den Raum fiel, widerspiegelte. Da wurde es hell in diesem Raum, so hell, dass alle steinernen Statuen zu Leben erwachten und wieder zu lebenden Menschen wurden.
Der Freudentränen und des Glücks war kein Ende. Alle Einwohner Warschaus atmeten erleichtert auf und wollten ihrem Retter für seine Tat danken. Es zeigte sich aber, dass der Schneider nicht mehr da war. Er hatte sich schon aufgemacht und war seines Weges gezogen…
Sehen Sie sich auch die Version der Legende mit Jan Ślązak an:
Mehr:
Pomnik Syrenki, fot. Tomasz Nowak
Panorama Warszawy, fot. m.st. Warszawa
Ulica Świętojańska, fot. m.st. Warszawa
Zamek Królewski, fot. Iwona Gmyrek
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