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Spaziergang durch Żoliborz

Żoliborz ist einer der repräsentativsten Stadtteile Warschaus. Der Name entstammt dem französischen Joli Bord, d.h. Schönes Ufer, wie das Anwesen des Piaristenordens, das sich hier befand, im 18. Jh. genannt wurde. Weiter lag hier das Dorf Polików, welches später in Fawory umbenannt wurde. Im Jahr 1831 wurde das Gebiet des Dorfes für den Bau der Warschauer Zitadelle, um die herum kleinere Festungen und ein Truppenübungsplatz angelegt wurden, in Beschlag genommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Militärareal zu Bebauungszwecken freigegeben. Dann, in den 1920er und 1930er Jahren, entstand der heute als Stary Żoliborz bekannte Stadtteil. Dieser ist geprägt von niedrigen, villenartigen Gebäuden, Plätzen, strahlenförmig abzweigenden Straßen und viel Grün. Von Anfang an war es ein intellektuelles Viertel, wovon die Namen der einzelnen Stadtteilbezirke zeugen: das Journalisten-, das Beamten- und das Offiziersviertel.
Während des Warschauer Aufstandes stand Żoliborz unter Kontrolle der Soldaten der Heimatarmee und musste sich den Deutschen erst Ende September 1944 ergeben.
Nach dem Krieg wurden in den Außenbezirken des von Villen geprägten Żoliborz Wohnblocks gebaut, darunter die berühmten Sady Żoliborskie (Obstgärten von Żoliborz), eines der wenigen Beispiele für bewohnerfreundliche und gut durchdachte Wohnsiedlungen dieser Zeit.
Hier, in diesem stimmungsvollen Grün von Żoliborz sollten Sie einen Spaziergang machen.

Die Zitadelle und ihre Umgebung

Park Fosa i Stoki Cytadeli, fot. Łukasz Kopeć

Die Zitadelle erstreckt sich über eine Fläche von 36 Hektar und wurde auf dem Gelände des Herrenhauses von Fawory und des Guts der Piaristen errichtet. Ihr Bau, der 1831 begann, war eine Strafe für jene Polen, die den Novemberaufstand angezettelt hatten.
Die Tour durch die Zitadelle sollten Sie mit einem Rundgang durch die malerischen Backsteinmauern beginnen. An der Seite zum Stadtteil Żoliborz befindet sich am Fuß ein Park mit Grünflächen und in die Natur integrierten Kunstinstallationen. Der nordwestliche Teil der Stadtmauer wird vom Fluss Drna umflossen, der früher den Burggraben der Zitadelle bildete. Er wurde im 19. Jh. kanalisiert und nur noch ein letztes Fragment fließt an der Oberfläche. Eine malerische Brücke, das Aquädukt genannt, trägt zum Reiz dieses Ortes bei.

 

Muzeum X Pawilonu Cytadeli Warszawskiej, fot. m.st. Warszawa

Von der Weichsel her wurden die Festungsmauern auf einem hohen Steilhang errichtet. Hier befindet sich auch das Hinrichtungstor (Brama Straceń), durch das die Gefangenen der Zitadelle zur Hinrichtung hinausgeführt wurden. An den Böschungen des Steilhangs sehen Sie deren symbolische Gräber.
Heute beherbergt die Zitadelle das Museum des 10. Pavillons, das Katyń-Museum, das Museum der Polnischen Armee und
das Museum der Polnischen Geschichte. Ersteres befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen zaristischen Gefängnisses für politische Gefangene. Das Katyń-Museum, das die Geschichte der in der Sowjetunion ermordeten polnischen Offiziere bewahrt, befindet sich in der südlichen Kapelle der Zitadelle. Von hier aus ist es nur noch ein Katzensprung bis zur Danziger Brücke mit ihrer zuversichtlichen Leuchtreklame „Wie schön dich zu sehen“ (Miło Cię widzieć).

Plac Wilsona (Wilson-Platz)

Plac Wilsona, fot. Łukasz Kopeć

Der 1923 angelegte Wilson-Platz ist der Mittelpunkt dieses Viertels. Er wurde nach dem Vorbild der Pariser Plätze gestaltet, mit Straßen, die in viele Richtungen abzweigen. Die Gebäude rund um den Platz beherbergen zahlreiche Cafés, Konditoreien und Gastronomiebetriebe. Köstliches Gebäck und guten Kaffee bekommt man in der nahe gelegenen ul. Felińskiego in einem der Lokale in der Nähe der Stanisław-Kostka-Kirche, in der Pater Jerzy Popiełuszko in den Jahren 1982-1984 die berühmten Messen für die polnische Heimat abhielt. Wenn Sie mehr über das Schicksal des Solidarność-Kaplans erfahren möchten, besuchen Sie das ihm gewidmete Museum im Keller der Kirche.
Die Anfahrt ist einfach: Nehmen Sie die Linie 1 der Metro und steigen Sie an der Station „Plac Wilsona“ aus. Sehen Sie sich dort das Innere des Bahnhofs an, denn er ist zweifelsohne der schönste Bahnhof der Warschauer Metro. Die beleuchtete Decke, die unregelmäßigen Formen der Wände und die verwendeten Materialien haben viele Experten begeistert und ihm zahlreiche Architekturpreise beschert.

Park Żeromskiego, fot. Filip Kwiatkowski

An den Wilson-Platz grenzt im Süden der Park Żeromskiego (Żeromski-Park). Es entstand in den 1920er Jahren, d. h. in der ersten Phase der Errichtung des alten Stadtteils Żoliborz. Im Mittelpunkt steht die Festung Sokolnicki, die eine der äußeren Festungen der Zitadelle war. Heute ist das Fort renoviert, wurde in das Denkmalregister aufgenommen und beherbergt jetzt beliebte Cafés. Finden Sie am besten selbst heraus, wie schön es ist, einen warmen Sommerabend an genau diesem Ort zu verbringen.

Das Museum für Sport und Tourismus und Kępa Potocka

Kępa Potocka, fot. Filip Kwiatkowski

Gerade einmal eine Viertelstunde Fußweg vom Plac Wilsona (Wilson-Platz) entfernt liegt das unverwechselbare Gebäude des Olympiazentrums, in dem sich das Museum für Sport und Tourismus befindet. Hier können Sie sich über die Geschichte des Sports informieren, Sportgeräte, Pokale oder olympische Medaillen berühmter Sportler in Augenschein nehmen. Falls dies nicht Ihren Geschmack trifft, setzen Sie sich hin und schauen Sie sich die Skulptur von Igor Mitoraj vor dem Eingang des Gebäudes an. Erkennen Sie darin den sagenumwobenen Ikarus? Auf der anderen Straßenseite befindet sich ein beliebter Erholungsort des Viertels, der von den Bewohnern „der Kanal“ genannt wird. Es handelt sich hierbei um einen ehemaligen Nebenfluss der Weichsel. Der Park Kępa Potocka, der hier entlang führt, war früher… eine Insel. Machen Sie hier einen gemütlichen Spaziergang im Grünen oder entspannen Sie sich auf einer Decke am Wasser. Bei Einbruch der Dunkelheit sorgt eine rosafarbene Leuchtreklame in Form eines riesigen Glases mit sprudelnder Orangenlimonade für eine stimmungsvolle Atmosphäre in der gesamten Umgebung.

Plac Inwalidów (Invalidenplatz)

Plac Inwalidów, fot. Łukasz Kopeć

Lernen Sie einen weiteren berühmten Platz in Żoliborz kennen – den Plac Inwalidów. Er wurde an der Stelle des abgetragenen Forts Gieorgija angelegt. Einer Legende zufolge gibt es irgendwo unter diesem Platz einen geheimen Gang, der das ehemalige Fort mit der Zitadelle verbindet. Vielleicht wird er eines Tages noch gefunden… Inzwischen kann man sich auf dem Platz die Häuser ansehen, die den Warschauer Aufstand unversehrt überstanden haben. Gehen Sie von dort aus in die aleja Wojska Polskiego und folgen Sie ihr in westlicher Richtung bis zur Kreuzung mit der ul. Felińskiego. Dort finden Sie zwei deutsche Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Einer von ihnen ist sehr leicht zu erkennen. Finden Sie auch den anderen?

Targ śniadaniowy, fot. Filip Kwiatkowski

Wenn Sie es geschafft und den zweiten Bunker gefunden haben, kehren Sie zum Plac Inwalidów zurück. Dann nehmen Sie die ul. Mickiewicza in Richtung Stadtzentrum. Auf der westlichen Seite der Straße gibt es mehrere interessante Restaurants und Cafés. Es lohnt sich, dort eine Weile zu sitzen und zu entspannen. Eine weitere kulinarische Attraktion von Żoliborz, die allerdings nur an Samstagen angetroffen werden kann, können Sie in der Aleja Wojska Polskiego unweit der Zitadelle selbst finden. Von April bis Oktober findet hier ein Frühstücksmarkt unter freiem Himmel statt, auf dem Sie Leckereien aus allen Winkeln der Erde verköstigen können.

Żoliborz – das Offiziers-, Journalisten- und Beamtenviertel

Żoliborz Dziennikarski, fot. Artur Klimek

Żoliborz war schon immer ein „Intellektuellenviertel“, in dem Häuser und Villen für die Vertreter angesehener und gut bezahlter Berufe der damaligen Zeit errichtet wurden. Die Einteilung des Bezirks nach den Berufen der Einwohner hat sich in den gängigen Namen niedergeschlagen: So gibt es ein Żoliborz der Journalisten, der Offiziere und der Beamten.
Beginnen Sie Ihre Besichtigungstour vom Żoliborz der Journalisten aus, das sich in der Nähe des Plac Wilsona befindet. Zwischen der ul. Krasińskiego und der ul. Promyka befinden sich Reihenhäuser aus den Jahren 1928-1930, in denen berühmte Journalisten der Zwischen- und Nachkriegszeit wohnten. Melchior Wańkowicz hatte sein „Häuschen“ in der ul. Dziennikarska 3, das der Autor selbst in seinem Buch „Ziele na kraterze“(Gewächs am Vulkankrater) beschreibt.

Ulica Wieniawskiego, fot. Łukasz Kopeć

Im Gegensatz zum modernistischen Żoliborz Dziennikarski (Żoliborz der Journalisten), das zwischen der ul. Krasińskiego und der Zitadelle liegt, ist Żoliborz Oficerski (Żoliborz der Offiziere) überwiegend mit weißen Häusern mit roten Dächern im Stil polnischer Herrenhäuser bebaut. Die schönsten Gebäude befinden sich in der ul. Forteczna und Śmiała. Die Wand der Villa an der Kreuzung der ul. Śmiała und der ul. Józefa Hauke-Bosaka ziert eine Gedenktafel für Andrzej Wajda, der hier mehr als 40 Jahre seines Lebens verbrachte.
Ähnliche Häuser, diesmal in Anlehnung an die polnische Kleinstadtarchitektur der Wende vom 18. zum 19. Jh., befinden sich im Beamtenviertel Żoliborz Urzędniczy (Żoliborz der Beamten). Um das zu sehen, empfiehlt sich ein Spaziergang durch die malerische ul. Brodzińskiego und die ul. Wieniawskiego., in welcher das Haus von Czesław Niemen steht, dem wir den Hit „Sen o Warszawie“ (Traum von Warschau) verdanken. Sehenswert ist auch der nahe gelegene Plac Henkla, der auf einem kreisförmigen Grundriss angelegt ist.

Sady Żoliborskie (Die Obstgärten von Żoliborz)

Sady Żoliborskie, fot. Artur Klimek

In den 1960er Jahren entstanden in den Außenbezirken des Żoliborz der Vorkriegszeit neue Wohnsiedlungen. Einige von diesen sind lediglich große, erdrückende Wohnsilos, es gibt jedoch auch Beispiele für eine interessantere und bewohnerfreundlichere Architektur, die mit den flach gehaltenen Gebäuden der Altstadt von Żoliborz harmonieren. Ein solches Projekt ist Sady Żoliborskie, das – wie bereits der Name sagt – auf dem Gelände ehemaliger Obstgärten am Rande des Vorkriegsviertels errichtet wurde. Auf dem Platz zwischen der ul. Popiełuszki, Krasińskiego, Załuskich und Gojawiczyńska spürt man, dass das Leben in der Stadt wirklich angenehm sein kann: Die mehrstöckigen Gebäude sind so angeordnet, dass sie sich nicht gegenseitig verdecken. Den zentralen Teil der Siedlung nimmt ein gepflegter Park mit alten Obstbäumen ein, die im Frühjahr blühen und im Herbst Früchte tragen.

Marymont

Kościół Matki Bożej Królowej Polski, fot. Artur Klimek

Nördlich von Alt-Żoliborz liegt der Stadtteil Marymont. Sein Name entstammt, wie auch der von Żoliborz, dem Französischen: Marie Mont, der Berg Marias. Hier ließ der kämpferische König Johann III. Sobieski auf einem Hügel in der heutigen ul. Gdańska einen Palast zu Ehren seiner geliebten Frau Marie errichten. Das Schloss diente nicht nur als Wohnsitz seiner königlichen Gemahlin, sondern auch als Jagdschloss, in dem der königliche Hof auf dem Weg zur Jagd im Bielański-Wald und im Kampinoski-Wald einkehrte. Auf den Fundamenten des ehemaligen Palastes steht heute die malerische Kirche der Mutter Gottes, der Königin von Polen, die in den Jahren 1924-1930 erbaut wurde, sowie ein Relikt des Schlossparks, der Park Kaskada, der sich auf der gegenüberliegenden Seite der ul. Gdańska befindet.

Mehr:
Panorama Warszawy, fot. Filip Kwiatkowski
Bulwary wiślane, fot. Filip Kwiatkowski
Elektrownia Powiśle, fot. Iwona Gmyrek
Taras widokowy w Pałacu Kultury i Nauki, fot. Piotr Wierzbowski
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